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Blick über den Tellerrand: Spanien

In der Zeit vom 3.10.2014 bis zum 9.10.2014 war der Bonner Pirat Jens auf einem Seminar in Malaga und Umgebung und hat uns seinen Bericht darüber zur Verfügung gestellt:

Neben dem wunderschönen landschaftlichen Kontrast der unmittelbaren Nähe von Gebrige und Meer fielen mir vor allem die vielen Bauruinen auf, die ein Ergebnis des Zusammenbruchs der spanischen Immobilienblase in den Jahren 2008/09 sind. Bemerkenswert fand ich die Aussage, die einer unserer Cateringleute in Bezug zu den Auswirkungen der Finanzkrise auf die soziale Lage in Spanien machte. Es handelte sich bei ihm um einen Deutschen, der seit ca. 15 Jahren mit seiner Familie in Spanien lebt und dort als selbständiger Heilpraktiker in Granada arbeitet.

Er sagte, dass die Finanzkrise in Spanien mit voller Wucht auftritt und alle Bevölkerungsgruppen von deren negativen und prekären Auswirkungen betroffen sind. Für ihn und seine Heilpraktikerpraxis bedeutet dieses, dass er viele Familien als Patienten verloren hat, da sich diese keine heilpraktische Behandlung mehr leisten können und er somit nebenberuflich im Cateringbereich tätig sein muss, um für sich und seine Familie den Lebensunterhalt zu sichern.

Erschreckend werden die fatalen Auswirkungen der Finanzkrise in Spanien auch auf den dortigen Arbeitsmarkt deutlich, denn die Arbeitslosenquote lag im Oktober 2014 bei ca. 24,5% und bekanntlicherweise liegt dort die Jugendarbeitslosigkeit bei über 50%.

Fazit: Auch wenn Spanien seine schwierige wirtschaftliche und soziale Lage aufgrund des Platzens der Immobilienblase teilweise selber verschuldet hat, lässt sich festhalten, dass wir uns in Deutschland glücklich schätzen dürfen, bisher von so verheerenden Auswirkungen der Finanzkrise verschont wurden zu sein bzw. wirtschaftlich von ihr sogar profitiert zu haben. Hier liegt meiner Meinung nach eine zentrale Aufgabe der Piratenpartei, nämlich lautstark die Verantwortlichen der Finanzkrise zu benennen und politisch zu fordern, dass diese zur vollen Verantwortung gezogen werden und nicht noch deren großen Nutznießer sind, während europaweit auf die Bevölkerung der einzelen EU-Mitgliedsstaaten deren negative Folgen wie Sozialabbau, Arbeitslosigkeit oder höhere Steuerbelastungen abgewälzt werden.