Bonn Kommunalpolitik Kultur

Bonner Rat will Feiern in der Rheinaue verbieten

CDU, SPD, Grüne und FDP haben einen Dringlichkeitsantrag unterschrieben, nach
dem die Stadt Bonn Schiffstouren mit lauter Musik auf der Rheinhöhe Bonns
untersagen soll. Außerdem soll gegen Party-Gruppen in der Rheinaue vorgegangen
werden. Die Party-Boote betreffend, rudern die Antragsteller nach heftigen Protesten
zurück, die Partys in der Rheinaue stehen aber weiter vor dem Aus.

In der Rheinaue treffen sich in der warmen Jahreszeit am Wochenenden häufig
kleine Gruppen von Musikern zu spontanen Konzerten, Reggae liegt an vielen Stellen in
der Luft und manchmal schallt sogar die ein oder andere Trommler-Kombo
durchs Gebüsch. Das ist schon seit zwanzig oder dreißig Jahren so.

Die Bonner Piraten sehen in dem Antrag der Ratsfraktionen einen erneuten
Indikator für die fortschreitende Gentrifizierung. Nicht der angeblich
ohrenbetäubende Krach ist das Problem, denn der war schon immer da.
Es sind die neuen Mieter und Eigentümer, die ihre eigene Definition von Ruhe haben.

“Sollten die Tanz-Boote tatsächlich immer vor Bonn auf dem Sonnendeck die Musik
abdrehen müssen, wird dies eine ganz besondere Form der Image-Kampagne für Bonn.”,
so Felix Kopinski, kommunalpolitischer Sprecher der Piratenpartei Bonn.

Die Liste der alternativen Bonner Kultur-Events, wird immer kürzer.
Nach dem Aus von Rheinkultur, den Festen auf der Museumsmeile und dem Holi-Festival
auf dem Kunstrasen, macht diesmal nicht die Verwaltung dem Freizeitvergnügen von
jungen Bonnern und Studenten ein Ende. Nun haben sich die Fraktionen Rat zusammen
geschlossen und wollen dem bunten Treiben in der Rheinaue den Kampf ansagen.

Das Resultat dieser Politik kann man immer Freitags und Samstags-Abends am
Bonner Hauptbahnhof bestaunen. Die Züge nach Köln sind prall gefüllt mit
jungen Bonnern, die Züge von Köln nach Bonn sind nahezu leer. Studenten und
Jugendliche haben ihre Freizeitaktivitäten längst in die (auch nachts) pulsierende
Domstadt verlagert.

“Die Rheinaue ist seit Jahrzehnten Bonns zentrales Naherholungsgebiet und
Rückzugsort für Bonner Jugendliche und Studenten. Für diesen Zweck wurde
die Rheinaue unter anderem auch konzipiert.“, erläutert Kopinski
weiter.

„Wir brauchen in der Rheinaue keinen wild gewordenen Ordnungsdienst,
sondern die Möglichkeit einer geregelten Nutzung als Treffpunkt oder
spontanen Veranstaltungsort. Die privaten Partys könnten zum Beispiel zentraler
in der Rheinaue veranstaltet werden, näher am Rhein. Hier wäre die
Lärmbelästigung für Anwohner kaum noch gegeben.

Die meisten illegalen Partys sind deshalb illegal, weil sie legal kaum machbar
sind. Vor allem die Veranstaltungen, die wenig kosten, werden in Bonn als
die Lautesten wahr genommen. Diese Szene ist allerdings elementarer
Bestandteil der alternativen Kultur in Bonn.”