es geht um eine Podiumsdiskussion in Brakel am 03.09.2013 um 18:30 Uhr im Kolping Berufbildungswerk. Eingeladen hatte der DGB und die angagierten Moderatoren führten eben mit dem oben geschriebenen Satz die Veranstaltung ein. Gut, eine Gewerkschaftsveranstalung ist sicherlich für die CDU und die FDP kein Heimspiel, aber auch für die SPD ist es kein Heimspiel, denn politisch ist die SPD mittlerweile sehr weit vom linken Rand entfernt. Apropos Links, auf dem Podium durfte ich ganz links Platz nehmen, rechts von mir die Linken. Also muss ich hier noch linker sein als die Linken? Um 18:00 Uhr habe ich darüber noch mild gelächelt ohne zu wissen, dass ich wirklich noch linker bin als die Linken, oder aber die Linken und die SPD einfach in letzter Zeit zu sehr mittig geworden sind.
Um es vorweg zu nehmen, menschlich sind alle anderen Kandidaten absolut nett. Auf der politischen Ebene muss ich dann doch abrechnen, dazu aber später mehr. Vielleicht erst mal zu den anderen Kandidaten. Herr Haase von der CDU ist sicherlich in seinem Anzug ein wenig staatsmänisch, dass erreiche ich selbst nicht, auch nicht im Anzug. Dies mag daran liegen, dass Herr Haase bereits als Bürgermeister in Beverungen verwaltungstechnisch Erfahrung gesammelt hatte, politisch wohl aber eher weniger. Kandidaten der CDU sind halt eben auf der fachlichen Ebene gut, im politischen Feuer dann doch eher mager. Horst Grummich ist lustig in seiner Art, nun, mehr aber auch nicht – gleich zu Beginn der Veranstaltung eine neue Autobahn durch den Kreis zu fordern kommt selbst bei der CDU nicht gut an. Angeblich hatte Herr Grummich, der von der Kollegin der SPD in seinem Duktus mit Stefan Raab verglichen wurde, mit Firmen gesprochen. Gut, würde man mich fragen, was ich mir so richtig wünschen würde, dann würde ich den Hubschrauberplatz im Garten wünschen, nett, aber vollkommen UNNÜTZ. So wohl auch die Ermittlungen der FDP bei den Firmen, die Autobahn ein Wunsch aber UNNÜTZ. Sicher , die B64 könnte ausgebaut werden, immerhin befindet sich in Ottbergen eine Unterführung mit ca. 3,5 Meter Breite, da passt wirklich nur immer ein Auto durch, zu wenig für eine wichtige Bundesstraße.
Ja auch die Grünen waren vertreten mit Herrn Brinkschmidt, gemerkt hatte ich davon nichts. Mag sein, dass es daran liegt, dass Herr Brinkschmidt Lehrer ist, wirkt halt ein wenig , nein, sogar sehr steif. Wie bei der CDU (nicht aber bei der FDP) fachlich recht gut, aber liebe Politiker der anderen Parteien, dass interessiert die Wähler NICHT!
Wenn es nur um die Fachlichkeit ginge, dann könnten wir die Stellen im Bundestag auch als Ausschreibungen für Verwaltungsstellen ausloben. Also es geht um das Feuer!! Welches Feuer? wird mich da sicher Herr Brinkschmidt fragen, Antwort von mir: Stock aus dem Popo ziehen, Faust nach oben recken und für die grünen Ideale kämpfen. Was hätte bloß Frau Kelly zu ihnen gesagt?
Frau Rode-Bosse von der SPD, ok, nicht schlecht, ruhig, greift Argumente auf, kennt sich gut im Wahlkreis aus. Zuletzt dann Frau Reisinger von den Linken, die RECHTS neben mir saß. Als Gewerkschaftssekretärin hat sie bei der Veranstaltung doch eher ein Heimspiel , oder doch nicht? Eine Beispiel? Im Laufe der Diskussion ging es natürlich auch um den Mindestlohn. Alle waren sich einig, äh sorry die FDP natürlich nicht, es braucht einen Mindestlohn. Ich habe mich da mal rausgehalten, da ich in meiner Tätigkeit eher mit Menschen zu tun habe, die froh wären, wenn sie überhaupt einen Job bekommen würden. Nach 10 Minuten der Diskussion um 9.10 € oder 9.28€ wurde mir es dann zu bunt:” Leute, habt ihr überhaupt begriffen, dass es eine Menge Menschen gibt die gerne überhaupt einen Job hätten und auch geren für 6 € arbeiten würden !” beträchtliche Ruhe, da grabe ich doch mal am linken Rand.
Innerhalb der Podiumsdiskussion hat der Anteil der sozialen Themen dann 2/3 eingenommen. Ich hatte dies gehofft, da gräbt mir keiner das Wasser ab, da brenne ich für wie das Höllenfeuer, beim Tariftreuegesetz friere ich natürlich schnell zu, aber egal.
Nach 60 Minuten wurden die Zuschauer, rund 30, gefragt. Eine Dame meldet sich, sie arbeitet ehrenamtlich bei der Tafel in Bad Driburg und fragt, wie es in so einem reichen Land sein kann, dass Menschen in Schlangen an der Tafel stehen? Herr Haase antwortet, oh aber wie: “Wir müssen den Menschen Hilfestellung geben, damit sie am Ende des Geldes nicht so viel Monat übrig haben”. Mir entgleisen die Gesichtszüge. Herr Haase, NEIN. Ich springe auf, zeige meine Mappe mit den Listen der Klienten die ich mit meinem privatem Geld unterstütze. Herr Haase, es ist einfach zu wenig Geld. Die Richtlinien für die Mietkosten sind seit Jahren unverändert. Steigende Mietkosten werden von ALG II oder Grundsicherung nicht mehr abgedeckt. Der Strompreis ist extrem gestiegen. Keiner meiner Klienten hat weniger als 45€ Stromkosten, es bleiben somit nur 280 € zum Leben und weniger. Herr Haase, da hilft auch keine Familienhilfe. In einem der reichsten Länder der Welt gab es vor zehn Jahren im Kreis Höxter noch keine Tafel , nun gibt es 5. Dies liegt sicher nicht an der schwindenden Alltagskompetenz. UND von den rechten Seite, also von den Linken, kommt nichts, da kann man nur enttäuscht sein, setzen sich die Linken nun nur noch für die ein, die eine Beschäftigung haben?
So, ich hatte langsam Betriebstemperatur erreicht.
Nächstes Thema: Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Alle sind sich einig – ich NICHT – , dass der U 3 Ausbau top ist. Klar , die SPD als Landesregierung schreibt es sich kommunal auf die Fahnen, die CDU als Initiator im Bund schreibt es sich auf ihre Fahnen. FDP ist ruhig, Grünen ehhhh, Linken auch. Gut, Wilk , it`s your turn.
Nein der Ausbau ist eine Katastrophe. Viel zu unflexibel, 25 oder 45 h sind nicht mehr zeitgemäß. Eine KiTa muss flexibe Öffnungszeiten haben, auch 24h, um den Bedarf decken zu können. Denn es gibt etliche alleinerziehende junge Mütter, die eine Pflegeausbildung haben und im Schichtdienst arbeiten müssen. Herr Haase wirft sich dann vor das C im CDU und gibt doch diesmal sehr vehement an, dass der Sonntag der Familie gehört. Ok, schön wenn man am Sonntag nicht arbeiten muss. Dienstleister im Krankenhaus und der Pflege, und wir haben rund 2000 Betten in Bad Driburg, müssen halt am Sonntag arbeiten. Der Bäcker ist ja auch auf, das Freibad, das Museum, der Bus fährt, im Restaurant wird serviert usw. Herr Haase, die Aussage:”Der Sonntag gehört Mami und Papi” war noch vor 20 Jahren aktuell, heute nicht mehr.
Insgesamt war die Veranstaltung sehr attraktiv, mit einer Dauer von 3 Stunden sogar recht lang. Ich bin gespannt auf den Sonntag, da kommt das nächste Zusammentreffen.