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Monokultur-Dezernent Schumacher vertreibt weiteres Festival aus Bonn

Mit der Absage an das traditionelle, indische Holi-Festival durch den Kulturamts-Chef Martin Schumacher wurde eine weitere kulturelle Bereicherung aus Bonn vertrieben. Die Bonner wollen derweil mehr Kultur und mehr Vielfalt, statt immer weiter kostspielige Opern und Konzerte.

Holi ist eigentlich ein indisches Frühlingsfest am Vollmondtag des Monats Februar bzw. März. Dieses “Fest der Farben” dauert mindestens zwei, in einigen Gegenden Indiens auch bis zu zehn Tage. Es soll eines der ältesten Feste überhaupt sein und wird ausgelassen gefeiert, man besprengt und bestreut sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser bzw. gefärbtem
Puder, dem Gulal. Das Fest steht für Toleranz und Vielfalt, Unterschiedlichkeiten wie Kaste, Geschlecht, Alter oder gesellschaftlicher Status sind an diesen Tagen Nebensache.

Seit einigen Jahren gibt es das farbenfrohe Happening auch in Deutschland. Erfolgreich in Berlin veranstaltet, sollte es 2013 nach Bonn kommen. Dies hat Bonns Monokultur-Dezernent Martin Schumacher allerdings erfolgreich verhindert. Statt in Bonn, findet es nun in Leverkusen statt. Der Dezernent wurde in der Vergangenheit vor allem für die Verteidigung der an Dekadenz grenzenden Subventionen an die Bonner Oper (ca. 260,- Euro pro verkaufter Eintrittskarte) bekannt.

Doch auch das Aus der Rheinkultur hat er mit zu verantworten. Dieses größte Kostenlos-Festival Deutschlands hatte 2011 die Einstellung verkündet. Unter anderem wurde von den Veranstaltern die mangelnde Unterstützung der Stadt Bonn kritisiert, die das Festival zwar stets zu Werbezwecken genutzt, gleichzeitig jedoch die Organisation behindert hatte.

Mit dem Holi-Fest wurde nun eine weitere Veranstaltung aus Bonn vertrieben, die der Stadt mehr Farbe und den Bonner Jugendlichen eine Menge Freude beschert hätte.

Begründet wurde die Absage laut Meldungen des EXPRESS mit ethischen Bedenken. „Die Farben werden aus Lebensmitteln wie Mehl, Maismehl und Reismehl hergestellt, damit sie biologisch abbaubar sind. Das ist ethisch einfach nicht zu vertreten, Lebensmittel in die Luft zu werfen“, so das Presseamt der Stadt Bonn.

„Mit dieser Argumentation müsste man auch beim Rosenmontagszug das Kamelle-Werfen verbieten. Tonnen von liegen gebliebenem, essbarem Wurfmaterial werden jedes Jahr von den Straßenreinigern nach den Umzügen entsorgt.“, so Felix Kopinski, kommunalpolitischer Sprecher der Bonner Piratenpartei. Kopinski weiter: „Ich habe das Holi-Fest selbst mehrmals in Indien erlebt und gefeiert. Es ist bestürzend, wie wenig Ahnung man im Amt für Kultur der Stadt Bonn von Kultur überhaupt hat. Ausgerechnet dem Schwellenland Indien einen unethischen Umgang mit Lebensmitteln vorzuwerfen, zeugt von absurder Engstirnigkeit, zumal alleine in Deutschland jedes Jahr 500.000 Tonnen Brot vernichtet werden und große Flächen zur Erzeugung von Tiernahrung oder Bio-Diesel genutzt werden.“

Aus den Fehlern, die zum Aus der Rheinkultur beigetragen haben, hat man in der Kulturverwaltung offensichtlich nichts gelernt. Auch die Bonner Bevölkerung ist mit der Definition von Kultur der Verantwortlichen, die nur Oper und Kunstmuseum für besonders förderungswürdig halten, mehr als unzufrieden. So kam eine repräsentative Umfrage des Infas-Instituts unter Bonnern 2012 zu dem Ergebnis, dass die Bürger das Angebot an klassischer Musik für übererfüllt halten und sich eine breitere Vielfalt im kulturellen Spektrum wünschen. In diesem Sinne hat die Stadt erneut einen großen Schritt in Richtung einer sub- und jugendkulturellen Einöde getan.

Autor: Klaus — 12.07.2013; 14:16:52 Uhr

4 Kommentare zu “Monokultur-Dezernent Schumacher vertreibt weiteres Festival aus Bonn

  1. stoertebecker

    Ach, Klaus. Wer hier nicht informiert ist, bist allein Du. Wer hier keine Ahnung hat: Der Klaus selbst. Was aus dem schönen Holi-Festival aus Indien wurde, weißt Du’s? Hast Du Dich informiert? Ein Massenspektakel des Kapitalismus, welches mit den Ursprüngen aus Indien kaum noch etwas zu tun hat. Spiritualität? Kultur? Weit gefehlt.
    Alkohol, Drogen, Massenhysterie. Kindergeburtstag für Erwachsene. Party, Ficken, Rausch. DAS ist Dekadenz. Kann ja Spaß machen. Aber DAS soll staatlich unterstützt werden??? Auf welchem Niveau sind die Piraten jetzt angekommen? Drogen frei für alle? Koks kostet ja nur pro Gramm 70 Euro. Billiger als jeder Opernzuschuss pro Karte. Was für eine tolle Logik, ich gratuliere! Die Piraten werden immer mehr zu den Populisten der Zukunft. Party für alle, von den Steuern bezahlt. Opium für’s Volk, dann denken die weniger nach. Wie praktisch. So funktioniert die Demokratie dann wie geschmiert.
    Aber anscheinend ist das die Kultur der Piraten, welche sie unterstützen. Hauptsache nicht nachdenken über die Welt und an der Oberfläche bleiben. Mann, Piraten, wie arm denkt Ihr. Wie armselig seid Ihr. Was habt Ihr nur für eine Kultur???

  2. Xilef Iksipok

    Na, als anonymer Troll wildfremde Leute einfach zu dutzen, zeugt natürlich von kultureller Überlegenheit. Das Festival wäre auch nicht “unterstützt” worden, Schumacher und die Verwaltung hat einfach mal querulatorisch reingepfuscht. Die gleiche Verwaltung, die schon die Rhein-Kultur vergrault hat. Der zweite teil des Wortes Rhein-Kultur ist im Übrigen das Wort “KULTUR”. Warum können Trolle nicht wenigstens ein mal so ein klitzekleines bischen kompetent sein und nicht den totalen Stuss absondern?

  3. stoertebecker

    Daß die populistischen Piraten, welche nur polemisch die Gesellschaft zu spalten versuchen, überhaupt das Wort “Kompetenz” kennen, ist mir neu. “Troll” paßt schon eher zu Eurem Vokabular. Daß Ihr die eine wichtige Sache gegen die andere wichtige auszuspielen versucht, weil Ihr keinen kulturellen Hintergrund habt, ist Eure Sache. Aber es öffnet die Augen über Eure Partei.
    Traurig, erschreckend, wenn man Eure unsäglichen Forderungen liest.
    Aber ja: Party statt Kultur. Einfache Wahrheiten statt Aufklärung. Oberfläche statt Tiefgang. Macht die Bonner Künstler arbeitslos!!! Wählt die Piraten. Dann kommen sie vielleicht über zwei Prozent.

  4. Also an sich finde ich es schade, dass das Festival verboten wurde.
    Der Karamellen-Argumentation kann ich mich nur anschließen, der Grund ist ja mehr als vorgeschoben.
    Das Fest hat mehr kulturellen Charakter, als die ach so traditionnellen Volksfeste.
    LG

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