“Verbrennt mich!” – so endet das Gedicht “Die Bücherverbrennung” von Berthold Brecht. Dieses Gedicht, vorgetragen vom Vorsitzenden des Recklinghäuser Integrationsrates Sinan Özen, hallte noch lange in der Stadtbücherei Süd in Recklinghausen am Abend des 14. Juli nach. Kurzfristig musste wetterbedingt der Veranstaltungsort in die Sauerbruchstraße verlegt werden. Geplant und gedacht war der Neumarkt in Recklinghausen Süd, an dem am 14. Juli 1933 auch in dieser Stadt dieses Symbol nationalsozialistischer Terrorherrschaft gesetzt wurde. Heute erinnert vor Ort eine Gedenktafel mit dem Heinrich Heine Zitat “Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” an die Bücherverbrennung, an der 1933 viele Recklinghäuser teilnahmen.
Damit dieses nicht in Vergessenheit gerät, kämpft die u.A. von Erich Burmeister gegründete Initiative “Lesen gegen das Vergessen” für ein Themenraum in der neu einzurichtenden und umziehenden Bücherei ins Haus der Bildung in der direkten Nachbarschaft zum Neumarkt. Ebenso richtet diese nun zum siebten Mal das “Lesen gegen das Vergessen” aus, bei denen aus Werken, die 1933 von den Nazis gesucht und verbrannt wurden, vorgelesen wird.
Diese überparteiliche Aktion wird auch von den Piraten im Kreis Recklinghausen unterstützt. So lasen auch die Recklinghäuserin Tatjana Kordic “Idyll” von Frank Wedekind und der Marler Hélder Aguiar Zitate von Albert Einstein.
Besonders beeindruckte die musikalische Untermalung. Diese kam von 12 Sängerinnen und Sängern des “Menschenrechtschores”, ein von Anke Withöft organisiertes Chorprojekt, die die von Axel Christian Schullz vertonten Artikel der internationalen Menschenrechtskonvention vortrugen.
“Es war eine tolle Erfahrung zu sehen, dass es Menschen gibt, die Geschichte nicht einfach nur als etwas Vergangenes ansehen. Es gibt Dinge, die in den Köpfen bleiben müssen, damit diese nicht wiederkehren.”, kommentierte Teilnehmer Hélder Aguiar den Abend, der wieder am 14. Juli 2016 am Süder Neumarkt stattfinden soll.