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ÖPNV und Klimawandel

Intermodale Verkehrsstation
Intermodale Verkehrsstation

Erfahrungsbericht und Kommentar

Kürzlich hatte ich vormittags einen Termin in der Nähe des Siegener Bahnhofs. Da ich wegen einer vorhandenen Zeitkarte für den lokalen ÖPNV häufiger auch mit dem Bus unterwegs bin, nahm ich heute auch mal wieder diesen. Alles lief problemlos. Nach dem Termin wegen der Rückfahrt kurz in die Fahrplan-App geschaut, sehr gut, in 9 Minuten, also 12 Uhr, ab Siegen ZOB wieder auf den Haardter Berg. Die geplante Fahrzeit war 20 Minuten bis zu meiner “Heimathaltestelle”.

Die Abfahrtszeit rückte heran und verstrich, kein Bus mit meinem Ziel erschien. Auf dem Display am ZOB Siegen war der Bus mit seiner Abfahrtszeit erschienen und auch wieder verschwunden. Um 12:09 dann ein Anruf beim Betreiber. Die Auskunft hieß: Der Bus hat einen Defekt und fällt ersatzlos aus. Nicht schön, aber kann passieren

Über das Telefonat war es inzwischen 12:12 geworden. Damit auch keine Chance mehr, den Zug über Siegen-Weidenau, Abfahrt Siegen Hbf um 12.12 und von dort einen Bus zum Haardter Berg zu erreichen. Nächste Möglichkeit: Ein Bus Richtung Kreuztal, dann Umstieg in Weidenau mit 3 Minuten Übergang. Knapp, aber müsste klappen! 12:18 wäre der gefahren! Er fuhr dann tatsächlich gegen 12:24, ein 3-Minuten Übergang war damit hinfällig, also bin ich nicht mitgefahren.

Die nächste Fahrmöglichkeit um 12:30 klappte dann hervorragend. Der Bus stand vor der Zeit bereit und die Fahrt war pünktlich.

Mein Kommentar:

Die Fahrpläne sind inzwischen (ich kenne den ÖPNV hier in der Region als Nutzer schon seit mehreren Jahrzehnten) recht dicht, nur mit der Fahrplantreue hapert es gelegentlich gewaltig. Wie will ich die Menschen zum Umstieg in den ÖPNV bewegen, wenn ich immer wieder (es sind leider keine Einzelfälle mehr) zittern muß, ob ich mein Ziel einigermaßen pünktlich erreiche. Oder aber wie mir schon im Wittgensteiner Land mehrfach passiert, der letzte Bus des Tages meine Haltestelle einfach links liegen lässt und ich stehen bleibe. Als “erfahrener” und langjähriger Nutzer kann ich damit meistens umgehen; ärgerlich ist es trotzdem. Was soll aber eine “Selten”-Fahrerin machen? Für diese Menschen ist der ÖPNV bei solchen Erlebnissen dann für die nächsten Jahre erst einmal “gestorben”.

Bei den Ausschreibungen der ÖPNV-Netze ist inzwischen “Geiz ist geil” wohl das Motto, nach dem der Zuschlag erteilt wird. Der örtliche Verbund teilt dann zum Jahresende stolz mit, dass man aus wegen “Schlechtleistungen” und Ähnlichem angefallenen Pönalen dann Sonderverkehre zu Weihnachtsmärkten anbieten kann. Lieber wäre mir ein reibungsloser und zuverlässiger Betrieb das ganze Jahr über. Und eine gute Bezahlung (ggf. auch über Tarif) und Behandlung der Fahrpersonale, damit diese motiviert und mit Freude ihren anstrengenden Dienst versehen!

Das alles kostet Geld. Aber nur wenn die Gesellschaft bereit ist, dieses auszugeben können wir Mobilität ohne die CO2-Schleudern des Individualverkehrs erhalten, bzw. das “SUV” zumindest zum Teil überflüssig machen. Aber das Geld sollte es wert sein, ausgegeben zu werden, um unsere Klimaziele zu erreichen. Die Zeit, zu der wir aus dem Vollen schöpfen konnten, ist endgültig vorbei!